Petersilienhochzeit

Petersilienhochzeit

Mona und Gregor sind 12 1/2 Jahre verheiratet
Roman
167 Seiten
Erschienen als E-Book und Taschenbuch bei Amazon

Zu ihrem Hochzeitstag lädt Monas Mann einen Freund ein, der bei ihnen wohnen soll. Schon nach dem ersten gemeinsamen Wochenende ist Mona zwar immer noch unsicher, was das Ganze soll, fühlt sich aber lebendiger und selbstbewusster denn je.
Der neue Untermieter macht ihr ein fragwürdiges Angebot. Er möchte Mona malen. Und zwar nackt. Monas Mann hat anscheinend kein Problem damit. Im Gegenteil. Gregor ermutigt sie sogar dazu und muss dann auch noch dringend auf Dienstreise.

„Warum flirtest du mit mir, wenn du doch deinem Freund gegenüber loyal sein möchtest?“
„Ganz einfach.“
Ich bin gespannt, was jetzt kommt.


Beim Frühstück tauschen wir immer wieder Blicke aus und fassen uns an den Händen. Auch Gregor steckt noch unsere letzte Nacht im Kopf, das sehe ich seinem Lächeln an. Ich selbst bin sehr berührt von diesen intensiven Gefühlen.
„Was ist denn mit euch los?“, fragt Crille nach einer Weile. Und erst dann tauche ich aus meiner Verliebtheit auf und nehme ihn richtig wahr. Ich lasse reflexartig Gregors Hand los.
„Nichts“, sagt Gregor und ich hebe nur leicht die Schultern.
Crille geht auffällig oft in die Küche und holt neuen Kaffee. Neues Toast. Noch mehr Wurst. Anscheinend will er nicht stören. Das hat er nun davon, dass er sich bei uns eingenistet hat, denke ich schadenfroh. Nun muss er da durch und malen lasse ich mich auch nicht. Ätsch.
Doch das Ätsch kommt gleich geballt zurück. Dann nämlich, als Gregor vom Frühstückstisch aufsteht und geht und ich mit Crille wieder mal allein zurückbleibe.
Ich flüchte schnell, bringe Gregor noch zur Tür, aber bevor ich danach heimlich ins Bad verschwinden kann, kommt Crille mir zuvor, greift nach dem Türgriff, auf dem schon meine Hand liegt, und macht die Badezimmertür vorsichtig wieder zu. „Wenn du glaubst, dass du so einfach aus der Nummer rauskommst, hast du dich getäuscht, Mona.“
Überrascht trete ich ein Stück zurück. „Ich dachte, zwischen uns wäre alles geklärt“, sage ich selbstbewusst.
„Du willst also nicht“, gibt sich Crille anscheinend zufrieden und lässt mich damit aufhorchen. Ein Teil in mir ist darüber hocherfreut, der andere ein wenig traurig.
„Nun, dann lass mich mal ein paar Argumente finden. Vielleicht können wir dich ja überzeugen.“
Ich werde noch hellhöriger.
„Sicher hast du dir noch keine Gedanken gemacht, was die Arbeit als Modell alles so für Vorteile mit sich bringt, mal abgesehen von dem tollen Bild, das dabei entsteht. Aber diese Unwissenheit werfe ich dir natürlich nicht vor.“
Aha. Wie gönnerhaft. Ich lächle süß. Mal sehen, was er noch so vorzubringen hat.
„In erster Linie bekommst du natürlich die einzigartige Gelegenheit, viel Zeit mit einem bedeutenden Maler wie mir zu verbringen.“ Crilles schneeweiße Zähne grinsen mir entgegen.
Glaub mir, ich verbringe jetzt schon viel zu viel Zeit mit dir, denke ich böse, da macht er einen Rückzieher.
„Das war natürlich nicht ernst gemeint. Aber Mona, wenn du dich nur ein Fünkchen für Malerei interessierst …“ Er sucht tatsächlich nach Worten. „Du bist schließlich die einzige Person, die genau verfolgen kann, wie das Bild entsteht.“
Hm. Ich ziehe Mund und Nase schief und komme ins Grübeln. Ich muss zugeben, er hat in dieser Hinsicht schon lange mein Interesse geweckt. „Ohne dass das ein Zugeständnis wäre: Kannst du das Bild so malen, dass ich jederzeit sehen kann, was du machst?“, frage ich ihn.
„Sehen und beeinflussen“, sagt Crille und es klingt mal wieder wie Magie. „Wenn dir etwas nicht gefällt – ich bin ein sehr kompromissbereiter Künstler. Und – nicht dass das bei dir nötig wäre – “, schmeichelt er mir, „aber ich kenne doch die Frauen und Malereien haben im Gegensatz zu Fotos den Vorteil, dass man sie beliebig beschönigen kann.“
„Aha“, sage ich immer noch reserviert und schaue ihm flüchtig in die Augen.
„Mona.“ Er sucht meinen Blick. „Du bist die hartnäckigste Frau, der ich je begegnet bin.“ Jetzt schaut er verlegen nach unten und ich bekomme fast ein schlechtes Gewissen dabei, weil er sich so abmühen muss. Bestimmt ist das Berechnung.
„Ich finde das ja in gewisser Weise interessant. Ich würde gern was dazulernen. Ich würde mich auch über das fertige Bild freuen.“
„Aber? Du willst es selbst behalten?“
„Nee.“
„Was denn dann?“
„Ich bin nun mal kein Model.“
„Vielleicht bist du sogar ein perfektes Model und weißt es nur noch nicht. Einmal ist doch immer das erste Mal.“ Crilles Augen leuchten verführerisch. Aber das ist nur die Kunst.
„Ich befürchte, ich werde dich enttäuschen müssen.“
Er verzieht den Mund, als wäre er es nicht gewohnt, seinen Willen nicht zu bekommen. Aber er bleibt nicht lange betrübt. „Also doch ein anderes Model und du schaust zu?“
Das will ich eigentlich nicht hören. Er macht es mir aber auch schwer, seufze ich tief aus vollem Herzen. „Äh äh.“ Ich schüttele energisch den Kopf. „Keine andere Frau!“
„Heißt das, du machst mit?“, freut er sich.
„Das heißt nur, keine andere Frau!“
„Ach Monalein!“
„Nichts Monalein“, wehre ich ihn ab und gehe endlich ins Badezimmer. „Du bist der hartnäckigste Mann, dem ich je begegnet bin“, rufe ich ihm noch hinterher und grinse in mich hinein.